Die Körper-Bewegungs-Musik-Partitur ist ein neu entwickeltes und evaluiertes musiktherapeutisches Modell zur Analyse von Körpereigenschaften, Bewegung, Spielarten von Musikinstrumenten und Musik und zur Beschreibung des Körperverhaltens und des Körperausdrucks, des Bewegungsverhaltens und des Bewegungsausdrucks, des Spielverhaltens und des Musikausdrucks am Beispiel eines schizophrenen Patienten in der musiktherapeutischen Behandlung.
Die Idee für die Entwicklung der Körper-Bewegungs-Musik-Partitur entstand parallel zu den historischen, genealogischen Untersuchungen über die körperbezogenen Einflüsse in der Musiktherapie und aus meiner praktischen musiktherapeutischen Arbeit mit erwachsenen psychiatrischen Patienten. Als ich als Musiktherapeutin in einer psychiatrischen Klinik zu arbeiten begann, begegnete ich vielen Patienten, die nicht in der Lage waren, sich musikalisch und/oder verbal mitzuteilen und auszudrücken.
Phänomenologischer Ansatz
Mein Ziel bei der Entwicklung der Körper-Bewegung-Musik-Partitur war es, ein Modell zu entwickeln, das über ein entsprechendes Vokabular verfügt um das körperliche Verhalten und den körperlichen Ausdruck, das Bewegungsverhalten und den Bewegungsausdruck, das Spielverhalten und den musikalischen Ausdruck der Patienten zu beschreiben, ohne ihn zu deuten und zu interpretieren, auf der Basis einer phänomenologischen Sichtweise, wie Max van Manen sie definiert:
Phenomenology differs from almost every other social and human science in that it attempts to gain insightful descriptions of the way we experience the world prereflectively, largely without taxonomizing, classifying, codifying, or abstracting it. So phenomenology does not offer us the possibility of effective theory with which we can now explain and/or control the world; rather, it offers us the possibility of plausible insights that bring us in more direct contact with the world. (van Manen 2014, S. 66)
Daraus folgend beschäftigt sich die vorliegende Arbeit zunächst mit der Entwicklung der Körper-Bewegungs-Musik-Partitur (KBM-Partitur). Dieses Modell soll der Beobachtung und Analyse von Körpereigenschaften, Bewegung, Spielarten von Musikinstrumenten und Musik im Allgemeinen dienen. Im Speziellen wird die Beschreibung des körperlichen und bewegungsmäßigen Verhaltens und Ausdrucks, des Spielverhaltens und des musikalischen Ausdrucks von schizophrenen Patienten in der musiktherapeutischen Behandlung fokussiert. Neben der Vorstellung meines Modells geht es mir vorrangig auch um dessen Evaluation sowie um die Evaluation des bewegungsanalytischen Modells Emotorics-Emotive Body Movement Mind Paradigm und des EBQ-Instrumentes für Musiktherapie mit schizophrenen Patienten. In dieser Hinsicht ist diese Arbeit ein dreifaches Pilotprojekt, das am Beispiel aus der musiktherapeutischen Behandlung eines schizophrenen Patienten dargestellt wird.
Die Körper-Bewegungs-Musik-Partitur besteht insgesamt aus vier Parts:
- dem Körper-Part
- dem Bewegungs-Part
- dem Musikinstrumente- und Spielarten-Part
- dem Musik-Part
Körper-Part
Der Körper-Part beinhaltet die Körpereigenschaften I und II – Analyse. Das Kapitel Körpereigenschaften I – Analyse beschreibt körperliche Eigenschaften wie Körperstruktur, Körperhaltung, Körperebenen, Körperachsen und den Umgang mit Schwerkraft, Kinesphäre, Raumbezug und körperliche Nähe und Distanz. Im Kapitel Körpereigenschaften II – Analyse werden Körperspaltung, Formfluss, bipolarer und unipolarer Formfluss, Richtungsbewegungen, Körperkontakt und Berührungsfunktion definiert.
Bewegungs-Part. Emotorics-Emotive Body Movement Mind Paradigm
Der Bewegungs-Part beschäftigt sich mit der Bewegungsanalyse mit Emotorics-Emotive Body Movement Mind Paradigm. Emotorics-EBMMP ist ein paradigmatisches, psychodiagnostisches und bewegungsanalytisches Modell zur Beobachtung, Beschreibung und Interpretation des emotiv-motorischen Verhaltens. Es wurde von Yona Shahar-Levy, einer israelischen Bewegungs-, Tanztherapeutin und Bewegungsanalytikerin, entwickelt. Der erste Teil des Bewegungs-Parts beschreibt das zentrale Konzept des Modells: die emotive Bewegung, die emotiven Cluster, emotive Bewegungszyklen, archetypische Körperformen, Beziehungskonstellationen und Bewegungsprototypen und Bewegungsmodifikatoren.
Musikinstrumente- und Spielarten-Part
Der Musikinstrumente- und Spielarten – Analyse Part klassifiziert die Musikinstrumente in der Musiktherapie und gliedert sie in folgende Musikinstrumenten-Gruppen: Idiophone, Membranophone, Chordophone, Aerophone, Elektrophone, selbstgebaute Tonerzeuger und Klangobjekte. Die potentiellen Spielarten werden zusammengefasst. Der Musikinstrumente- und Spielarten-Part beschreibt auch Spielarten von Körperinstrumenten, Klanggesten und musikalische Gesten.
Musik-Part
Der Musik-Part veranschaulicht die Analyse der Musik in der musiktherapeutischen Behandlung. Er definiert die Elemente der Musik wie Rhythmus, Metrum, Takt, Melodie, Klang, Harmonie, Tempo, Agogik, Artikulation, Phrasierung, Form, Dynamik und Tonalität. Den Elementen der Musik werden musikanalytische Merkmale zugewiesen.